7. Oktober 2020

7. Oktober 2020

Aktuelles – Frauen wollen Lesen und Schreiben lernen

„Es ist gut, wenn man in ein Geschäft gehen und dort alles lesen kann“, sagt die Großmutter mehrerer Enkel (oben im Bild), die zum Lesen lernen das wortundtat-Familienbegegnungszentrum in Athen besuchen. In dem Viertel des Stadtteils Ano Liosia, weit im Nordosten der Fünf-Millionen-Metropole, können nur wenige Bewohner über 15 Jahren mehr als ihren Namen entziffern oder schreiben. Es sind Angehörige der Roma, die dort leben und deren Kinder es bisher kaum schafften, einen Platz an staatlichen Schulen zu bekommen.*

Dank des Zentrums steigt jedoch die Zahl der unter 15-Jährigen schnell an, die all das lesen und schreiben, was Gleichaltrige außerhalb des Viertels auch können**. So wuchs bei der Großmutter und ihrer Tochter, mit 21 bereits zweifache Mutter, der Wunsch, mit den Kindern mitzuhalten. Luciana Christoforides, Leiterin des Zentrums, bietet daher sei einiger Zeit einen Alphabetisierungskurs für erwachsene Frauen in dem Viertel an. „Es ist eine großartige Möglichkeit, den Eltern zu helfen und gleichzeitig die Kinder bei ihren Fortschritten zu unterstützen“, sagt sie.

* Die Ursachen dafür sind vielfältig: So schaffen es zum Beispiel aufgrund der fehlenden Alphabetisierung viele Eltern nicht, die behördlichen Voraussetzungen zu erfüllen, damit ihre Kinder eine Schule besuchen. Es gibt kaum Integrationsangebote des Staates für Angehörige der Roma. Und nur wenige solcher Gemeinschaften drängen in das System. Angebote wie das unseres Partners Hellenic Ministries öffnen jedoch Türen in beide Richtungen und stoßen auf hohe Akzeptanz.

** Die Alphabetisierungsrate in Griechenland liegt laut einer Veröffentlichung der Weltbank von 2018 bei rund 98 Prozent.

„Waschen ist einfacher als Lesen lernen“

„Lesen und Schreiben zu lernen fällt mir sehr schwer. Waschen ist viel einfacher“, sagt die junge Mutter lachend, während sie eine vor sich ausgebreitete Decke mit Waschmittel, Wasser und Schrubber bearbeitet. Trotzdem ist die 21-Jährige froh, sich für den Kurs entschieden zu haben. Zwar kann sie nicht regelmäßig teilnehmen. Das Leben in dem Viertel ist anstrengend und es gibt viel Arbeit in dem kleinen Haushalt. Aber sie sieht kleine Fortschritte. Immerhin.

Besonderen Ansporn für Mütter und Großmütter sind die Lernerfolge der Kinder, die das Zentrum durchlaufen und nun einen Platz an einer staatlichen Schule bekommen haben. „Ich war vier oder fünf Mal bei der Lehrerin meines Enkelkinds. Die sagt, dass der Junge das in der Schule gut macht. Er kann schon erste Worte schreiben. Er lernt, sich zu benehmen. So hat er später bessere Möglichkeiten, einen Job zu bekommen“, sagt die Frau, der die Anstrengungen eines Lebens ohne Sicherheiten ins Gesicht geschrieben sind.

Lehrerin zeigt jungen Frauen Details der englischen Sprache

Die junge Mutter wohnt zusammen mit ihren Eltern und zwei Kindern. Das Lernen fällt ihr schwer. Dennoch ist sie dankbar für die Möglichkeiten, die sich ihr dadurch eröffnen.

Positive Entwicklungen trotz Corona

Die Corona-Pandemie hat die Hilfe für die Roma erschwert. Dennoch gab es in den vergangenen Monaten positive Entwicklungen. So konnte das Team des Zentrums vielen Familien bei bürokratischen Arbeiten und bei den Impfungen der Kinder helfen. Von August bis Mitte Oktober sind mehr als 50 Kinder geimpft worden. Zu Beginn der Virusausbreitung in Griechenland lieferten die Mitarbeiter zahlreiche Sanitär-Pakete mit Mundschutz, Desinfektionsmitteln, Seife und ähnlichem und erläuterten den Gebrauch der Hilfsmittel. Und in den kommenden Wochen starten Ausbildungsprogramme für das Arbeiten mit Holz, Musik und Weben.

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