Beratung für Flüchtlingsfrauen im Müttercafe, Stern im Norden, Dortmund

7. November 2022

7. November 2022

Begleiten, ermutigen, befähigen – Eltern in Dortmund in schwierigen Situationen beraten

Im deutschen wortundtat-Projekt, dem Stern im Norden, lädt Karen Prause regelmäßig Eltern aus der Nachbarschaft ein. Als erste Anlaufstelle gibt sie ihnen die Möglichkeit, ihre Fragen loszuwerden, wenn sie einen Brief vom Amt bekommen haben, wenn sie Wohngeld oder andere Hilfen beantragen möchten oder Tipps zur Kindererziehung suchen. Im Interview berichtet Karen Prause, was benötigt wird, wenn man wie sie Eltern in Dortmund beraten möchte.

Karen, du bist seit vielen Jahren in unserem Elterncafé. Mit welchen Fragen kommen die Menschen zu dir?

Viele Eltern brauchen Hilfe bei Angelegenheiten mit Papieren des Jobcenters oder aus dem Asylbereich. Eigentlich berate ich bezüglich aller Hilfen, die Familien in schwierigen Situationen bekommen können. Gerade für Menschen, die nicht aus unserem Kulturkreis kommen ist diese Bürokratie oft ein großes Rätsel. Einige brauchen Hilfe bei Lebensläufen oder bei der Vorbereitung von Bewerbungsgesprächen. Sie suchen meinen Ratschlag bei Erziehungsfragen, bei Fragen zu unserer Kultur oder auch bei Eheproblemen.

Warum ist diese Beratung so wertvoll?

Ich kann den Menschen dort helfen, wo sie allein nicht mehr weiterkommen. Kürzlich hatte ich eine Situation, bei der das Amt für Wohngeld auf den Bescheid vom Amt für Kindergeld wartete, und das Amt für Kindergeld auf den Bescheid des Amtes für Wohngeld. Eine Pattsituation, die auf dem Rücken der betreffenden Person ausgetragen wurde, die dann vorübergehend in eine finanzielle Schieflage kam. Hier konnte ich zwischen den Parteien vermitteln und so die Situation entschärfen. In einem anderen Fall konnte ich einer Frau und deren drei Kindern beistehen, deren Vater verstorben ist. Es ist immer sehr herausfordernd, einen Trauerfall durchzustehen. Man stelle sich nun vor, wie dies für eine marokkanische Witwe ist, die hier auf sich allein gestellt in einem fremden Kulturkreis lebt. Dazu kam die Beisetzung unter Coronaschutzmaßnahmen. Dies alles alleine zu bewältigen, und sich im Dschungel von Sterbeversicherungen, Rentenanträgen und Beerdigungsformularen zurechtzufinden, ohne Kenntnis unserer Rechte und Normen, ist eine Sache der Unmöglichkeit. In solchen Situationen können wir eine riesengroße Hilfe und Ermutigung sein.

Drei Frauen - zwei mit Kopftuch, eine ohne - sitzen um einen Tisch mit verschiedenen Papieren und reden miteinander

„Die Menschen erleben, dass sie korrekt beraten werden“

Vertrauen ist unverzichtbar bei der Beratung, die Karen Prause im Dortmunder Stern im Norden anbietet.

Die Menschen, die du berätst, kommen zum Teil mit sehr persönlichen Angelegenheiten zu dir. Warum vertrauen sie dir?

Das hat viele Gründe. Einerseits biete ich im Stern diese Beratung schon jahrelang kontinuierlich an. Kontinuität sehr wichtig. Wir sind verlässlich da. Ein weiterer Faktor ist die gute Mund-zu-Mund-Propaganda. Die Menschen erleben, dass sie korrekt beraten werden und von uns weitergeleitet werden zu anderen Stellen – etwa zu Anwälten oder Verbraucherzentralen, wenn wir die Situation nicht lösen können. Hinzu kommt, dass bei uns meistens jemand da ist, der übersetzen kann.

Bekommst du positive Rückmeldungen zu deiner Beratungstätigkeit?

Ziemlich oft. Vor kurzem ist ein junger Mann voller Freude zurückgekommen. Er schwenkte die Papiere in der Hand, um die wir uns gemeinsam bemüht haben, damit er sich bewerben kann. Voller Freude hat er sie mir gezeigt.

Lesen Sie weitere Nachrichten aus dem Stern im Norden

Lesen Sie weitere Berichte aus dem Projekt in Deutschland